Dienstag, 30. September 2014

Kultur der zweiten Chance

Bildungsministerin Doris Ahnen verleiht Weiterbildungspreise an Projekte mit Vorbildcharakter

Die Landesregierung und der Landesbeirat für Weiterbildung Rheinland-Pfalz haben heute fünf herausragende Projekte mit dem Weiterbildungspreis 2014 ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde erneut der Stiftungspreis „MedienKompetenz Forum Südwest“ für den innovativen Einsatz von Medien in der Weiterbildung vergeben.

Bildungsministerin Doris Ahnen betonte heute bei der Preisverleihung in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz: „Nie zuvor sind die Chancen des einzelnen Menschen auf seinem Lebensweg und auch der wirtschaftliche und der gesellschaftliche Fortschritt so stark von Bildung und Wissen abhängig gewesen wie heute. Gute Bildungschancen, die genutzt werden, sind eine zentrale Voraussetzung für persönliche Entfaltung, aber auch für gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum. Bildung ist dabei nicht auf eine Lebensphase begrenzt oder mit dem Erreichen eines bestimmten Lebensalters abgeschlossen. Aus diesem Grund hat die Weiterbildung für uns einen hohen Stellenwert. Und als Impuls für die stetige Weiterentwicklung der Konzepte in diesem Bereich vergeben wir den Weiterbildungspreis an besonders innovative Projekte.“

Mit dem Weiterbildungspreis Rheinland-Pfalz und dem Medienpreis werden alle zwei Jahre herausragende Projekte der Weiterbildung ausgezeichnet. Die Auswahl oblag einer Jury, die sich zum einen aus Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaft, aus der betrieblichen Weiterbildung und aus Ehrenamtlichen sowie andererseits aus Lehrenden in der Weiterbildung, Repräsentanten der Medien und Mitgliedern des Landesbeirats für Weiterbildung zusammensetzte. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von jeweils 1.500 Euro verbunden.

In ihrer Festansprache hob die Bildungsministerin außerdem hervor: „Wer eine erste Bildungschance nicht nutzen konnte oder nicht nutzen wollte, muss auch im Erwachsenenalter weitere Chancen erhalten. Die Weiterbildungsträger schaffen mit ihren Angeboten und ihren Aktivitäten wichtige Zugänge zu Bildung und initiieren damit neue Bildungsprozesse. Sie tragen so entscheidend zur Steigerung langfristiger individueller Lebenschancen bei und ermöglichen es Menschen, im beruflichen und öffentlichen Leben besser aktiv mitzuwirken. In einem Satz zusammengefasst kann man sagen: Die Weiterbildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen.“

Die Vorsitzende des Landesbeirats für Weiterbildung in Rheinland-Pfalz, die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Volkshochschulen, Steffi Rohling, hob die große Vielfalt der Weiterbildungsmaßnahmen im Land hervor: „Die im Landesbeirat zusammengeschlossenen Organisationen bieten eine sehr differenzierte Palette von Kursen, Seminaren und Lehrgängen an. Damit wollen wir die Interessen und Bedürfnisse unserer Teilnehmenden möglichst umfassend ,bedienen‘ und möglichst viele gesellschaftlich relevante Bereiche durch Angebote abdecken. Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass wir in diesem Jahr Projekte aus ganz unterschiedlichen Bereichen auszeichnen konnten. Sie alle zeigen, wie nah die Weiterbildung an den Menschen und an ihren Fragen ist und welche Chancen sie einzelnen bietet, neue Perspektiven zu entwickeln, sich weiter zu qualifizieren und aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen. Sie belegen aber auch, wie wichtig Weiterbildung zugleich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.“

Mit dem Weiterbildungspreis 2014 wurden folgende Projekte ausgezeichnet:

  1. Der „Fernkurs Erziehen“, eingereicht von der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz (mit Sitz in Mainz): Im Mittelpunkt des Projektes steht die online gestützte Vorbereitung auf die staatliche Nichtschülerprüfung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher in der Fachrichtung Sozialpädagogik. Ein Wechsel aus Selbstlern- und Präsenzphasen sowie tutoriell begleitete Arbeitsgruppen auf einer Onlineplattform ermöglichen es den Teilnehmenden, auch berufsbegleitend die notwendigen Voraussetzungen für ihren Abschluss zu erwerben.
  2. Das Modellprojekt „AlphaNetz – Alphabetisierung und Grundbildung in regionalen Netzwerken in Rheinland-Pfalz“: Im Rahmen dieses Projektes, getragen von der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in RLP e.V. in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen e.V. und dem Verband der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz e.V., wurden zwischen 2011 und 2013 in sieben Regionen landesweit „Alpha-Bündnisse“ aufgebaut, um noch mehr Menschen zu motivieren, ihre Lese- und Schreibkenntnisse zu verbessern. Durch die Arbeit in den Netzwerken konnten der Zugang zur Zielgruppe gefunden und verbessert sowie die Grundbildungsangebote durch Beratungs- und andere Unterstützungsangebote komplettiert und nachhaltig umgesetzt werden. Moderiert wurden diese Prozesse durch zwei landesweite Koordinatorinnen.
  3. Erwachsene mit Lese- und Schreibschwächen zu erreichen und sie für die Teilnahme an Grundbildungskursen zu gewinnen sind auch die Ziele, die die Volkshochschule Kaiserslautern e.V. (mit Sitz in Kaiserslautern) mit dem Projekt „Hilf Jetzt Lesen und Schreiben Lernen!“ verbindet. Mit einer breiten Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit für die Themen „Alphabetisierung“ und „Grundbildung“ werden Grundbildungskurse sowie Veranstaltungen für Angehörige und Unterstützende durch gezielte Aktionen beispielsweise in Kindertagesstätten, in Arztpraxen, in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege aber auch in der Verwaltung beworben.
  4. Eine ganz andere Stoßrichtung hat das ebenfalls heute ausgezeichnete Projekt „Integriert is(s)t gut – Kulinarisches und Kulturelles aus anderen Ländern“ (2013): Im Rahmen dieses Projektes führte der LandFrauenkreisverband Südwestpfalz (mit Sitz in Höheinöd) äußerst erfolgreich originell ausgestaltete Bildungsveranstaltungen für Frauen aus unterschiedlichen Kulturen durch. Ziele des Projektes waren das bessere Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen und Traditionen sowie der Austausch über historische und gesellschaftspolitische Hintergründe. Im Mittelpunkt stand darüber hinaus der Aufbau von neuem Selbstvertrauen, sich in einer Gruppe einbringen aber auch an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu können.
  5. Die Zoar-Werkstätten Heidesheim (im Landkreis Mainz-Bingen) eröffneten in Kooperation mit der IHK für Rheinhessen mit dem Projekt IHK-Lehrgang Fachwerker/in für Lagerorganisation“ (Frühjahr 2014) Menschen mit wenig positiven Bildungserfahrungen die Möglichkeit, durch ein speziell auf diese Zielgruppe abgestimmtes Curriculum eine bundesweit anerkannte Qualifizierung zu erwerben. Dabei wechselten sich begleitete Lernphasen, Praktika in Partnerbetrieben und  Beratungsanteile ab.

Den Stiftungspreis „MedienKompetenz Forum Südwest“ erhält in diesem Jahr das Distance and Independent Studies Center (DISC) an der Technischen Universität Kaiserslautern (mit Sitz in Kaiserslautern) für das Projekt „Eignungsprüfungen für beruflich qualifizierte Studieninteressenten ohne ersten Hochschulabschluss“. Die online gestützten Eignungsprüfungen ermöglichen Weiterbildungsinteressierten ohne formalen Hochschulabschluss den Zugang zu einer wissenschaftlichen  Weiterbildung auf Masterniveau und öffnen damit neuen Gesellschaftsgruppen den Weg an die Universität.